Mikroplastik in der Umwelt – was hat das mit Verkehrswende zu tun?

Ismene Jäger, Ökologische Netze, März 2020

Mikroplastik in der Umwelt – was hat das mit Verkehrswende zu tun?

Nachdem zunächst die Verschmutzung der Meere durch Mikroplastik die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sowie der politischen Entscheidungsträger auf sich gezogen hatte, sind durch die jüngsten Berichte, wonach Mikroplastik überall in der Luft, im Boden, in Sedimenten, in Süßwasservorkommen, in den Ozeanen, in Pflanzen, Tieren und teilweise auch in der menschlichen Nahrung zu finden ist, die Vorbehalte weiter gewachsen (Europäische Kommission, 2019).

Die Europäer erzeugen jedes Jahr 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle. Wie mit Plastik in der EU künftig umgegangen werden soll, hat die EU-Kommission in einer ersten europäischen Strategie dargelegt (2018).  „Wenn wir nicht die Art und Weise ändern, wie wir Kunststoffe herstellen und verwenden, wird 2050 in unseren Ozeanen mehr Plastik schwimmen als Fische“, sagte der Erste Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans. „Die einzige langfristige Lösung besteht darin, Kunststoffabfälle zu reduzieren, indem wir sie verstärkt recyceln und wiederverwenden.

Die größte Quelle für Mikroplastik (MP) sind Abriebe von Autoreifen (z.B. Boucher und Friot, 2017 und Fraunhofer Institut, 2018).

Durch die geringe Größe kann Mikroplastik leicht von Lebewesen aufgenommen und entlang der Nahrungskette angereichert werden. Welche Konzentrationen für Mensch und Umwelt sicher sind, kann zurzeit noch nicht abgeschätzt werden, da nicht genügend aussagekräftige Studien vorliegen. Es gibt jedoch Hinweise, dass es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen kann (LAWA, 2019). Kunststoffe werden in der Umwelt nur langsam abgebaut, in der Regel zu immer kleineren Partikeln zersetzt und sie können kaum mehr aus der Umwelt entfernt werden (UBA, 2019).

Aktuell kann zwar davon ausgegangen werden, dass den gesetzlichen Anforderungen entsprechende Kläranlagen über 90 Prozent der Eingangsgehalte an Feststoffen (darunter auch Mikro- und Makroplastik) herausfiltern. Der gereinigte Ablauf von Kläranlagen ist deshalb nicht das Hauptproblem. Stattdessen müssen ungeklärte Niederschlagswassereinleitungen  und der Verbleib von Klärschlamm betrachtet werden. Klärschlämme werden in der Landwirtschaft, dem Landschaftsbau und bei der Rekultivierung eingesetzt und gehören in Deutschland zu den Sekundärrohstoffdüngern (UBA, 2019). Partikel gelangen somit direkt in die Gewässer oder den Boden, andere werden weite Strecken über die Luft transportiert.

Was können wir neben weiterer Forschung schon heute in Freiburg umsetzen? 

  • Durch die neue Regenwasserbehandlungsanlage unterhalb der Ochsenbrücke wird bereits ablaufendes Wasser gefiltert bevor es in die Dreisam gelangt.
  • Durch weniger Auto- und mehr Radverkehr könnte der Reifenabrieb grundsätzlich minimiert werden. 
  • Durch bessere Abscheidevorrichtungen in den Kanalisationssystemen könnte die durch Reifenabrieb verursachte Verschmutzung durch Mikroplastik verringert werden (Europäische Kommission, 2019)   
  • Durch optimierte Straßenreinigung könnte die Hauptmenge an Reifenabrieb vor Regenfällen und dem damit verbundenen Abspülen in die Kanalisation entfernt werden (Venghaus, 2021).

 

Literatur

Boucher und Friot, 2017, Primary Microplastics in the Oceans, IUCN, Gland, Switzerland, ISBN 978-2-8317-1827-9

Europäische Kommission, 2018, https://ec.europa.eu/germany/news/20180116-plastikstrategie_de

Europäische Kommission, 2019, Umweltverschmutzung durch Mikroplastik – Risiken für Umwelt und Gesundheit, Gruppe leitender wissenschaftlicher Berater, Europäische Kommission, Generaldirektion Forschung und Innovation.

Fraunhofer Umsicht, 2018, Kunststoffe in der Umwelt, im Internet verfügbar publica.fraunhofer.de, DOI: 10.24406/UMSICHT-N-497117

LAWA, 2019 Sachstandsbericht des ständigen Ausschusses, „Oberirdische Gewässer und Küstengewässer“ zu Mikroplastik-Partikeln in Gewässern beschlossen auf der 158. LAWA-Vollversammlung am 18./19. September 2019 in Jena

Umweltbundesamt, 2019; Kunststoffe in der Umwelt, ISSN 2363-832X

Venghaus D. und Barjenbruch M., TU Berlin, 2021, Maßnahmen zur Mikroplastikvermeidung an der Quelle und zur Entfernung aus der Umwelt, Vortrag am Ökozentrum in Dübendorf, Schweiz