Kommunale Klimaschutzpolitik mit Perspektive: Die 2000-Watt-Gesellschaft

Kommunale Klimaschutzpolitik

Auch künftige Generationen sollen sich in Freiburg einer hohen Lebensqualität und eines hohen Lebensstandards erfreuen dürfen. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass sich die Stadt Freiburg mit ihren BürgerInnen dem Ziel der sogenannten 2000-Watt-Gesellschaft anschließt. Diese langfristige Perspektive bedeutet, dass Freiburgerinnen und Freiburger bis etwa zum Jahr 2050 ihren Energieverbrauch auf rund ein Drittel des heutigen Niveaus und die CO2-Emissionen auf ein Zwölftel des heutigen Standes reduzieren. D.h., dass wir dann drei Viertel unseres Energiebedarfes aus regenerativen Energiequellen decken. Nur wenn diese ehrgeizigen Ziele weltweit erreicht werden, kann die Klimaerwärmung bis zum Jahr 2100 auf einen Wert um 2 °C begrenzt werden. Wenn es uns allen gemeinsam gelingt, diesen Weg in Freiburg rasch einzuschlagen, schützen wir nicht nur das Klima und tragen zu einer gerechteren Verteilung des weltweiten Wohlstands bei. Wir schaffen  gleichzeitig in Freiburg zukunftssichere Arbeitsplätze in Wissenschaft, Tourismus, Ausbildung und Umwelttechnologien.

Für die Verkehrsentwicklung bedeutet das konkret eine rasche und effektive Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs vor allem durch einen verstärkten Ausbau des Umweltverbundes (ÖPNV, Fuß- und Fahrradverkehr) über die aktuellen Pläne hinaus. Auch im Stadtbild muss die Vorrangstellung der sanften Mobilität sichtbar werden, viele verkehrsberuhigte Zonen werden schon bald höhere Lebensqualität bringen. Die Idee des Stadttunnels, Teil einer 4-spurig ausgebauten B31, die nun im Abschnitt der Untertunnelung auch tatsächlich als Autobahn definiert wurde, steht geradezu für ein „Weiter so in die Klimakatastrophe“.

Um die Altbausanierung in Freiburg voranzubringen, schlagen wir vor, dass auch die Stadt Freiburg eine Gebäudebestandsanalyse in Auftrag gibt. Anhand derer kann sie dann HausbesitzerInnen zielgerichtet informieren und unterstützen, die energetischen Sanierungspotentiale der bestehenden Gebäude zur nutzen.

Schließlich kann eine breit angelegte Bürgerbeteiligung, die Bürgervereine, Umwelt- und Wirtschaftsverbände, HausbesitzerInnen, MieterInnen, PlanerInnen, HandwerkerInnen, Stadtverwaltung und GemeinderätInnen zusammenbringt, die Maßnahmen und Instrumente entwickeln, mit denen Energieeinsparung und Klimaschutz am schnellsten und wirksamsten umgesetzt werden können.

2000 Watt-Gesellschaft, was heißt das?

2000 Watt: das ist der heutige durchschnittliche globale Energieleistungsbedarf pro Kopf. Er variiert weltweit zwischen weniger als 500 Watt (Äthiopien und andere Länder in der „Dritten Welt“) und über 10.000 Watt (USA). In Deutschland beträgt er aktuell durchschnittlich etwa 5.700 Watt.

Diese Zahl bedeutet, dass zur Aufrechterhaltung unserer Lebensweise für jeden von uns, vom Kleinkind bis zu den Hochbetagten rund um die Uhr Maschinen, Fahrzeuge, Beleuchtungen usw. ständig in Betrieb sind, die zusammen einen Leistungsbedarf von 5700 Watt haben. Multipliziert mit den 8760 Stunden eines Jahre hat jedeR von uns also einen durchschnittlichen jährlichen Primärenergiebedarf von 50 000 Kilowattstunden.

Die Erkenntnisse der Klimaforschung weisen darauf hin, dass der durchschnittliche Energieleistungsbedarf von 2000 Watt pro Mensch zukünftig nicht überschritten werden sollte. Weiterhin wird deutlich, dass bis 2050 mindestens drei Viertel dieses Bedarfs über regenerative Energien bereit gestellt werden müssen. um die Erwärmung des Klimas bis zum Jahr 2100 auf max. 2°C zu begrenzen.

Die Lebensqualität erfährt in der 2000-Watt-Gesellschaft keine Einschränkung. Im Gegenteil: Sicherheit und Gesundheit, Komfort und individuelle Entwicklung der Menschen verbessern sich, die Einkommen steigen in 50 Jahren um rund 60 Prozent. Aber: Diese Ziele sind ohne entschiedenes Handeln nicht zu erreichen.

 

Die wichtigsten Handlungsfelder

  • Erhöhung der Material- und Energieeffizienz
  • Substitution von fossilen durch erneuerbare Energieträger und Reduktion der CO2- Intensität der übrigen Nutzung fossiler Energien
  • Neue Lebens- und Unternehmensformen – Stichwort: nutzen statt besitzen
  • Energieeffiziente Gebäude, im Neubau wie im Bestand
  • Strom aus erneuerbaren Energien für die Stadt Freiburg
  • Solarpotenzial der Stadt erschließen, Windkraft-Standorte ausweisen
  • Lebenszykluskosten bereits in der Projektentwicklung und bei der Projektierung abschätzen und die wichtigsten Stellschrauben bereits in die Bauplanung integrieren und nicht nur die Erstellungskosten von Gebäuden berücksichtigen