Offene Hochschulen in einer offenen Stadt

Wie kaum eine andere Stadt wird Freiburg von den 30.000 Studierenden und vielen Absolventinnen und Absolventen der über zehn örtlichen Hochschulen geprägt. Viele kamen und kommen bewusst in unsere traditionsreiche Universitätsstadt und viele bleiben nach ihrem Studium hier. Die weltweit angesehenen Freiburger Hochschulen, allen voran die Musikhochschule und die Universität ziehen jährlich tausende Studierende aus dem Ausland an und machen die Stadt weithin bekannt. Die dadurch immer neu entstehende Vielfalt von Meinungen, Ideen und Kulturen muss aktiv gepflegt und zum Wohle der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger genutzt werden. Dies ist ein zentrales Ziel der Grünen Alternative Freiburg.

Die Hochschulen, allen voran die Albert-Ludwigs-Universität mit Uniklinikum, die Pädagogische Hochschule, die Katholische und die Evangelische Hochschule wie auch die anderen weiterbildenden Einrichtungen gehören zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region. Den überwiegenden Teil ihrer Aufträge vergeben die Hochschulen nach Freiburg und in die direkte Umgebung. Die Studierenden ihrerseits sind nicht nur als Mieterinnen und Mieter ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor für Freiburg, als hoch qualifizierte Arbeitskräfte tragen die Absolventinnen und Absolventen zum Wohle der Stadt bei.

Freiburgs soziales und kulturelles Angebot wird durch die Hochschulen und ihre Mitglieder entscheidend mitgeprägt: Studierende und Angestellte der Hochschulen setzen immer wieder wichtige Impulse in der (kommunal-)politischen und gesellschaftlichen Diskussion, sind wertvolle Mitglieder und ehrenamtlich Engagierte in Freiburger Vereinen, sind sowohl Kunstschaffende wie auch ein wichtiges Klientel von Theatern und anderen Kultureinrichtungen.

Gleichzeitig profitieren die Hochschulen von der Lebensqualität Freiburgs, der guten Infrastruktur, der Atmosphäre und dem Flair der Stadt. Häufig sind es diese weichen Faktoren die einen Vorteil gegenüber besser ausgestatteten und finanziell potenteren Hochschulen aus dem Ausland sichern. Gleichzeitig profitieren die Hochschulen aber auch finanziell: Durch die Unterstützung durch Stadt und Unternehmen beim Wettbewerb um Fördermittel, durch die Kooperation der Stadt bei Bauvorhaben sowie durch die vielfältige Förderungen durch Bürgerinnen und Bürger in Form von Engagement, Stiftungen, und ähnlichem. Diese enge Verknüpfung ist zu beiderseitigem Wohle weiter voranzutreiben.

Auch Dank der Hochschulen ist Freiburg eine dynamische und lebendige Stadt. Gerade in den warmen Monaten zeigt sich dieses Leben auch auf den Straßen und Plätzen der Innenstadt. Auch deshalb muss die weitere Kommerzialisierung öffentlicher Flächen und die Umgestaltung des Platzes der Alten Synagoge – zwischen Theater und Kollegiengebäude II –  in eine Steinwüste verhindert werden. Für Konflikte mit Anwohnerinnen und Anwohnern, etwa des Augustinerplatzes, gilt es, konstruktive Lösungen zu finden – Verbote und Beschränkungen sind jedenfalls das falsche Mittel. Sie zerstören genau jenes kreative und inspirierende Flair und Potenzial der Stadt, das sie für Einheimische wie den Fremdenverkehr so attraktiv macht. Eine offene Stadt muss den Bedürfnissen der jungen Menschen Raum geben, genauso wie verantwortungsbewusste Studierende Rücksicht auf ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger nehmen müssen. Die Grüne Alternative Freiburg tritt ein buntes, lebendiges und entspanntes Freiburg ein!

Gleichzeitig fordern wir die Freiburger Hochschulen auf, sich noch stärker als bisher gegenüber allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zu öffnen und sie an den Prozessen und Ergebnissen ihrer exzellenten Forschung teilhaben zu lassen. Einrichtungen wie die Samstags-Uni, die Veranstaltungen des Studium Generale und Kooperationen mit den örtlichen Theatern begrüßen wir ausdrücklich. Die Hochschulen dürfen keine abgeschlossenen Elfenbeintürme sein, sondern die Bürgerinnen und Bürger aktiv an den Diskursen teilhaben lassen, daher sollte auch die Zusammenarbeit mit der Volkshochschule intensiviert werden. Lebenslanges Lernen darf in der heutigen Zeit nicht nur ein Versprechen bleiben, sondern muss durch entsprechende kostenfreie Studien- und Vortragsprogramme ausgebaut und allen Bürgerinnen und Bürgern offen stehen.

Wir unterstützen das Ansinnen der Universität, Tierversuche zu vermeiden bzw. auf sie zu verzichten. Doch zu den vielfältigen Forschungsbereichen der hiesigen Hochschulen und Forschungsinstitute gehören weitere ethisch sensible Bereiche wie Gentechnik sowie Forschungen, die für die Rüstungsindustrie hohe Relevanz haben. Die Grüne Alternative Freiburg erkennt die Freiheit der Forschung an, fordert die Universität und die dort Forschenden jedoch eindringlich auf, ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst zu nehmen und gerade in sensiblen Bereichen die Rückkoppelung an die Bevölkerung aktiv zu suchen.

Wir schlagen daher eine jährlich oder zweijährlich stattfindende Woche zu „Technikfolgen und Verantwortung der Wissenschaften“ vor, die von den Hochschulen und der Stadt gemeinsam getragen wird. Die Universität verfügt mit ihrem interdisziplinären Ethik Zentrum über einen äußerst kompetenten Ansprechpartner für solche Fragen, zu denen unserer Meinung auch Forschungen zur Stadtstrukturpolitik und den Erziehungswissenschaften gehören.

Eine solche Veranstaltung ist für eine Wissenschafts-Stadt Freiburg, die nachhaltige Umwelt- aber auch Sozialpolitik betreiben will, eine hervorragende, auch nach außen sichtbare Ergänzung, ebenso wie die Hochschulen hierbei ein zukunftsträchtiges Gebiet wissenschaftlich begehen können. Als Ergebnis eines solchen Prozesses könnten Stiftungen entstehen und Selbstverpflichtungen zu sozial nachhaltiger Forschung entwickelt werden sowie Plattformen für den Austausch zwischen Wissenschaft, Bevölkerung und Stadt entstehen. Eine nachhaltige Politik und eine sozial verantwortliche Wissenschaft können nur erfolgreich sein, wenn sie sich für die Anliegen, Ängste und Ideen der Bürgerinnen und Bürger öffnen!

Die Grüne Alternative Freiburg setzt sich ein für offene Hochschulen in einer offenen Stadt!